Das Deutsche Chorfest 2025 findet in Nürnberg statt. Und natürlich treten die Windsbacher dort auf. Allerdings nicht alleine, sondern zusammen mit dem Mädchenchor der Regensburger Domspatzen – und einem spannenden Programm.
„S„Singet dem Herrn“ auf Deutsch, „Cantate Domino“ auf Latein oder „Shiru l’Adonai“ auf Hebräisch: Seit Jahrhunderten klingen die gleichen Worte in Synagogen und Kirchen. Sie stammen aus den Psalmen Davids, einer Quelle von Glauben und Spiritualität, Zeugnis von Lebenserfahrung sowie Inspiration für Gesang. Und das von Juden und Christen gleichermaßen.
„Psalmen sind sozusagen Songtexte“, sagt der Windsbacher Chorleiter Ludwig Böhme: „Sie haben viele Komponisten zu großen Meisterwerken inspiriert.“ Aber eben nicht nur die bekannten Namen wie Heinrich Schütz oder Felix Mendelssohn Bartholdy: Auch jüdische Musiker haben die Psalmen vertont. Im Programm „David’s Songbook“ finden sich daher auch ihre Vertonungen. Erstmals singt der Windsbacher Knabenchor damit jüdische Musik.
Und erstmals tritt er hierfür zusammen mit dem Mädchenchor der Regensburger Domspatzen auf. Das liegt übrigens nicht daran, dass die Windsbacher noch (!) keinen eigenen Mädchenchor haben: Beim Deutschen Chorfest, das vom 29. Mai bis zum 1. Juni in Nürnberg stattfindet, treten Laienchöre und Profiensembles auf. Für letztere gilt: Sie müssen im Doppelpack konzertieren, wofür sich die Windsbacher ihre Regensburger Kolleginnen eingeladen haben. Im Konzert am 29. Mai um 18 Uhr in St. Sebald gestalten beide Ensembles je einen eigenen Teil, treten aber auch zusammen auf.
Werden die Windsbacher von Ludwig Böhme dirigiert, steht den Regensburgerinnen Elena Szuczies vor. An der Orgel ist Daniel Bleischmidt zu hören, die Kantorenrolle übernimmt Tenor Falk Hofmann, den Böhme noch aus seiner Leipziger Zeit kennt, wo er den Synagogalchor leitete. Der Windsbacher Chorleiter hat daher einen tiefen Einblick auch in jüdische Musik. Zur Aufführung kommen Psalmen in hebräischen, lateinischen und deutschen Vertonungen aus vier Jahrhunderten. „In gesellschaftlich unruhigen Zeiten soll dieses Konzert unsere gemeinsamen Wurzeln aufzeigen, unser gegenseitiges Verständnis fördern und gemäß dem Chorfst-Motto eine Stimme der Vielfalt sein“, sagt Böhme. Die Psalmen Davids sieht der Dirigent dabei als verbindendes Element zwischen Juden- und Christentum.
Die Gehören die Motetten „Jauchzet dem Herrn“ von Mendelssohn Bartholdy oder „Singet dem Herrn“ von Heinrich Schütz zum Standardrepertoire, gehen die Windsbacher zurzeit mit dem Einstudieren hebräischer Psalmvertonungen von Salomone Rossi (~1570~1630), der die jüdische Musik seiner Zeit revolutionierte, oder Louis Lewandowski (1821-1894) gänzlich neue Wege. Auch ein eher jazzig anmutendes Stück von Kurt Weill (1900-1950) werden die Jungs am 29. Mai singen. Böhme freut sich über die Neugier seiner jungen Sänger. Zwar würden sie durch die hebräische Sprache vor Herausforderungen gestellt, aber durch Transliteration des fremden Idioms sei das Verständnis der Musik kein großes Problem. „Nicht nur die jüdische Sprache, auch die jüdische Musik hat einen ganz eigenen Klang“, erklärt der Dirigent.
Mit Lewandowskis Stücken „Enosch, k’chozir jomow“ und „Lochen ssomach libbi“ für Chor und Orgel erklingen beispielsweise Werke, die die Vergänglichkeit und das Lob Gottes thematisieren. „Für das Konzert habe ich die Perlen herausgesucht“, freut sich Böhme über die abwechslungsreiche Programmgestaltung: „Es ist Musik mit einer ganz wunderbaren Atmosphäre.“ Und die spiegelt sich passend in den christlichen Werken, darunter auch Chor, Rezitativ und Choral aus der Bach-Kantate BWV 38 „Aus tiefster Notschrei ich zu Dir“, einer Nachdichtung von Psalm 130. Natürlich singen die Windsbacher auch einen der „Windsbacher Psalmen“.
Von Schütz erklingt SWV 181 „Wie lieblich sehr schöne“ aus dem Becker-Psalter: „Hier wurden Psalmen in Gedichtform vertont. Das sind eigentlich sehr einfache Von Schütz erklingt SWV 181 „Wie lieblich sehr schöne“ aus dem Becker-Psalter: „Hier wurden Psalmen in Gedichtform vertont. Das sind eigentlich sehr einfache Strophenlieder, die uns im gemeinsamen Konzertteil aber die Möglichkeit geben, sie sehr abwechslungsreich zu gestalten“, sagt Böhme. Dann werden beide Chöre auch mit Lewandowskis „Toras Adonai“ für Solo, Chor und Orgel einen für die jüdische Musik typischen Wechselgesang wischen Kantor und Gemeinde anstimmen: „Ein Gebet, das mit faszinierenden Klangflächen erklingt.“
Musik wird a cappella, mit Basso Continuo – hier spielen auch Janina Zhang (Violoncello) und Eva Euwe (Violone) – und orgelbegleitet dargeboten: „Es gibt in der jüdischen Musik orthodoxe und liberale Strömungen“, erklärt Böhme. Die Liberalen waren offener für musikalische Einflüsse von außen, wodurch die Orgel als gesangsbegleitendes Instrument Einzug in verschiedene Synagogen hielt. Charakteristisch für die nun entstandenen Werke ist die stilistische Nähe zur deutschen Romantik. „Es gibt also viel zu entdecken: neue Komponisten, Werke und Klänge““, ist Böhme gespannt.
Das Konzert in Nürnberg wird vom Deutschlandfunk aufgezeichnet. Tickets für das Konzert gibt es unter www.chorfest.de.