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Neuer Chorleiter ins Amt eingeführt

Mit einem feierlichen Akt wurde Ludwig Böhme in der Nürnberger Lorenzkirche in sein neues Amt eingeführt.

Weißer Rauch war an diesem 1. Oktober nicht zu sehen über der Nürnberger Lorenzkirche – und proklamiert wurde natürlich auch kein „Habemus papam!“. Dennoch war das, was sich im Inneren der altehrwürdigen Kathedrale abspielte, von immenser Bedeutung – für den Windsbacher Knabenchor, die Evangelische Landeskirche in Bayern und die deutsche Chorszene, vor allem die der Knabenchöre: Ludwig Böhme wurde als neuer Künstlerischer Leiter der weltberühmten Sängerknaben aus Mittelfranken in sein neues Amt eingeführt.

Die Windsbacher waren in nahezu kompletter Stärke – also mit rund 100 Sängern – angetreten. Mit diesem Novum dokumentierte der neue Dirigent gleich zu Beginn nicht nur höchste Chorqualität in großer Besetzung, sondern auch, dass ihm jede Stimme – ob erst am Anfang ihrer Knabenchorkarriere oder hier schon „alter Hase“ – gleich wichtig sein wird. Ludwig Böhme kommt aus der gleichen Tradition, war selbst lange Jahre Mitglied des Leipziger Thomanerchores und kann für die Gestaltung seiner neuen Aufgabe als früherer Bass des Calmus Ensembles sowie Leiter mehrere Chöre in der sächsischen Musikmetropole auf tiefgehende und mannigfaltige Erfahrung zurückgreifen.

Hörbare Vielfalt

Das Programm, das die Windsbacher zur Einführung ihres neuen Chefs sangen, war ebenfalls vielfältig: Man hörte mit Werken von Josquin des Préz, Heinrich Schütz, Felix Mendelssohn Bartholdy, Francis Poulenc, Arvo Pärt und Kurt Thomas sowie einer Eigenkomposition von Böhme selbst einen Querschnitt durch sieben Jahrhunderte Chormusik. Wie auch immer die Handschrift aussehen wird, die der Dirigent „seinem“ neuen Chor geben will (wobei einige spannende Schwünge bereits hörbar waren), wurde bereits an diesem Tag deutlich: Böhme und die Windsbacher, das ist ein offenbar inspirierendes Pairing.

Ansprachen voll freudiger Erwartung

Aus den Reden war denn auch deutlich die freudige Erwartung herauszuhören. So entdeckte Pfarrerin Claudia Voigt-Grabenstein in ihrer Predigt eine Parallele zwischen dem tags drauf gefeierten Erntedankfest und der Amtseinführung des neuen Windsbacher Choreiters: Auch er dürfe mit der Übernahme des Dirigats ernten – nämlich das, was Martin Lehmann als Amtsvorgänger gesät habe. Trotz zwei Jahre Corona sei es diesem gelungen, den Chor zusammenzuhalten und weiter zu formen, erinnerte Voigt-Grabenstein an die Schwierigkeiten der jüngsten Vergangenheit und wie sie in Windsbach gemeistert wurden.

Hier dürfe und könne Ludwig Böhme nun anknüpfen: „Neue Fäden aufgreifen und weiterspinnen – was für eine tolle Aufgabe.“ Wobei sich diese nicht im Singen erschöpfe, betonte die Pfarrerin von St. Lorenz, der „Hauskirche“ der Windsbacher: Böhme und die Windsbacher hätten nun ihren Platz sowie ihre Aufgabe zu finden und zu definieren. Im Mittepunkt, so Voigt-Grabenstein, stehe für den Chor jedoch immer die gemeinsame Aufgabe der Verkündigung, des Danks und des Lobpreises Gottes. Gerade hier könnten die Windsbacher mit ihrem Gesang auch Menschen erreichen, die sich von Gottesdienst oder Kirche bereits verabschiedet hätten. Und dafür sei man offensichtlich gut gerüstet: „Man spürt, dass da schon was schwingt, zwischen Ihnen, Herr Böhme, und den Jungs.“


Michael Bammessel, Vorsitzender des Kuratoriums des Windsbacher Knabenchors, erinnerte in seiner Ansprache zur Einführung an die Amtsvorgänger Böhmes: In den 76 Jahren seines Bestehens sei der Chor mit Hans Thamm, Karl-Friedrich Beringer und Martin Lehmann von drei herausragenden Künstlerpersönlichkeiten geleitet und jeweils mit einer eigenen, prägenden Ausstrahlung versehen worden. Auf Ludwig Böhme als neuen Künstlerischen Leiter habe sich die Findungskommission schnell und überzeugt einigen können, schließlich habe der in Leipzig in den erwähnten Positionen deutliche Fußspuren setzen können. Und deswegen schätze man sich glücklich, ihn für Windsbach gewonnen zu haben. Bammessel betonte auch die pädagogische Aufgabe des Dirigenten, die weit über das Musikalische hinausreiche: „Es ist eine große und wunderbare Aufgabe, für die Sie Rückenwind brauchen“, sagte er Böhme die volle Unterstützung der Einrichtung zu.


Daneben betonte Oberkirchenrat Michael Martin die Verantwortung, der Ludwig Böhme als neuer Dirigent der Windsbacher gerecht werden müsse: für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste und für die künstlerische Qualität der Kirchenmusik. Hierfür sei eine konstruktive Zusammenarbeit mit den für die Kirchenmusik Verantwortlichen in der Landeskirche unerlässlich. Im Rahmen der Einführung gelobte Böhme denn auch, diesen Dienst „zur Ehre Gottes und zum Besten der Kirche“ anzutreten, wofür die Zelebranten der Einführung auch die Unterstützung der Gemeinde erbaten.