Der Windsbacher Knabenchor hat eine neue CD aufgenommen – diesmal Pandemie bedingt „nur“ mit Tenören und Bässen. Der Silberling präsentiert Musik von der Romantik bis in die Moderne, u. a. auch mit dem jungen Cellisten Friedrich Thiele.
Der Windsbacher Knabenchor feierte in der Saison 2021/2022 sein 75-jähriges Bestehen. Eigentlich plante man das ganz groß, doch dann kam Corona. Zwei Jahre lang legte die Pandemie die Welt lahm – auch im Windsbacher Chor wirbelte sie alles durcheinander, verbannte die Sänger zum Proben ins Internet, verbot ihnen das Singen im Chor. Pläne wurden gefasst und aufgegeben, neue geschmiedet, immer wieder angepasst.
Auch in dieser Zeit kam auf die Männerstimmen eine besondere Aufgabe zu: Sie waren die ersten, die irgendwann wieder ins zeitweise geschlossene Sängerinternat einziehen durften. Chorleiter Martin Lehmann probte mit ihnen im Rahmen der Möglichkeiten, die ihm die Coronamaßnahmen ließen, und veranstaltete einzelne Chorandachten sowie die traditionellen Motetten in der Nürnberger Lorenzkirche mit entsprechendem Repertoire. Die Windsbacher, das war zuweilen kein Knabenchor mehr, sondern ein Männerensemble. Doch das hielt die Fahne hoch. Die vorliegende CD ist daher auch ein Dokument dieses Engagements – und ihr Titel Programm: „And there was light“, zu Deutsch „Und es ward Licht“ heißt es im ersten Buch Mose. Die Genesis beschreibt die Schöpfung der Welt. Auch die Kultur musste sich während und nach Corona ein Stück weit neu erfinden, neu schaffen und geschaffen werden.
Man hört mit Willy Richters „the creation“ und Sven-David Sandströms „Kyrie eleison“ Werke zeitgenössischer Komponisten, lernt mit seinem „Gratias agimus tibi“ den Schweizer Komponisten Heinrich Sutermeister kennen und erlebt mit Felix Mendelssohn Bartholdys „Beati mortui“ und Peter Cornelius „Ach wie flüchtig“ Romantik pur. Gleich zwei Mal erklingt einer der schönsten Psalmtexte: „Der Herr ist mein Hirte“, von Noble Cain und Emanuel Vogt. Die Werkauswahl wird eingefasst von zwei großartigen Chorstücken von Francis Poulenc („Quatre petites prières de Saint François d’Assise“) und Felix Mendelssohn Bartholdy („Vespergesang“). Doch immer wieder leuchtet sozusagen der Titel auf: „And there was light“ – ob wörtlich wie bei Willy Richter oder im übertragenen Sinn. Musik kann und will leuchten, ist das Anliegen der Windsbacher Männerstimmen – gerade in oder nach dunkler Zeit.
Die vorliegende Aufnahme ist, wie vor allem das letzte Stück dokumentiert, tatsächlich „reine „Männersache“, denn die Tenöre und Bässe des Knabenchors werden von drei weiteren Herren begleitet: Matthias Ank, Organist an der Nürnberger Lorenzkirche, Moritz Tunn (Kontrabass) und Friedrich Thiele (Violoncello). Der ist auf dieser CD mit zwei Solostücken zu hören: Der 1962 im sächsischen Zittau geborene Rainer Lischka (*1942) schrieb mit „Vier Temperamente“ kurzweilige Piecen für das Cello, die verschiedene Gemütszustände abbilden. Vom polnischen Komponisten Krysztof Penderecki (1933-2020) erklingt mit „Violoncello totale“ ein Bravourstück, das alle spieltechnischen Raffinessen dieses Instruments in sich vereint. Dass die Wahl ausgerechnet auf Cello und Bass fiel, ist natürlich kein Zufall: Die Lage des Cellos entspricht dem Tenor und die des Kontrabasses eben dem Bass. Hier wird also die Schönheit der beiden maskulinen Register beleuchtet und ausgelotet – sowohl vokal als auch instrumental.
Die CD ist im Chorbüro und bei den Konzerten des Knabenchors erhältlich.