Erst nach den bayerischen Sommerferien erreichte Windsbach die traurige Nachricht, dass der langjährige Vorsitzende der Fördergesellschaft Dr. Wolfram Schneider bereits im August im Alter von 98 Jahren verstorben ist.
Es gibt Menschen und Gesichter, die sind aus Windsbach eigentlich nicht wegzudenken. Dr. Wolfram Schneider (*1926) war auf jeden Fall eine dieser Persönlichkeiten. Lange Jahre führte er die Fördergesellschaft und festigte sie als unverzichtbare Institution, ohne die bis heute weder Chor noch Internat denkbar wären.
Dr. Schneider lernte das Metier eines Knabenchors bereits als Kind kennen: Von 1937 bis 1944 sang er selbst im Dresdner Kreuzchor, mit dem er 1938 sogar eine Chorreise in die USA unternahm: Per Dampfer ging es nach Übersee, wo der Chor im Weißen Haus vor Präsident Franklin D. Roosevelt auftrat. Als Abiturient des Jahrgangs 1945 half er nach dem Krieg bis 1946 die Chorarbeit im zerstörten Dresden wieder aufzubauen.
Nach einer Lehre in der Landwirtschaft siedelte Dr. Schneider in den Westen über, wo er in Kiel Landwirt- und Betriebswirtschaft studierte. Nach ersten Schritten in der Arbeitswelt heiratete er seine Frau Helga. In der Folgezeit wirkte er unter anderem als Sachverständiger für Banken und als Kreditgutachter. Allein diese Stationen zeigen, dass Dr. Schneider ein „Macher“ war. Und diesen Weg setzte er konsequent fort: In Süddeutschland erwarb er 1971 die Firma Dictator, die heute als Unternehmen der Sicherheitstechnik mit Zentrale in Neusäß sowie diversen Niederlassungen im In- und Ausland tätig ist.
Schon damals kannte Dr. Schneider die Windsbacher. Nachdem Karl-Friedrich Beringer 1978 den Chor übernommen hatte, folgte Sohn Klaus dem väterlichen Beispiel und sang in Windsbach. Bald suchte Dr. Schneider als Mann der Wirtschaft den Kontakt mit dem Chorleiter, der in ihm schnell einen treuen Begleiter und Unterstützer seiner musikalischen Arbeit fand: 20 Jahre lang, von 1982 bis 2002, war Dr. Schneider Vorsitzender der Fördergesellschaft und vertrat diese, wo immer es ging. Gemeinsam mit seiner Frau verkaufte er nach den Konzerten Schallplatten [sic!] und CDs und warb neue Mitglieder.
Dr. Schneider (Mitte) mit Sohn Klaus und den Windsbachern 2016 in Rom (Foto: Miederer).
Für die erste Tournee nach Südamerika legte sich Dr. Schneider ebenso ins Zeug wie für spätere Reisen nach Norwegen oder in die USA. Hierfür nutzte er seine Beziehungen und griff dabei stets auch tief ins eigene Portemonnaie, um den Chor zu unterstützen. Diese Großzügigkeit erlebte die Fördergesellschaft und mit ihr der Windsbacher Knabenchor bis zuletzt: Wann immer ein Projekt vorgestellt wurde und noch Finanzierungslücken zu füllen waren, sprang Dr. Schneider in die Bresche und sagte ohne große Diskussion seine Hilfe zu.
Mit Dr. Wolfram Schneider verliert Windsbach eine herausragende Persönlichkeit, der Chor und Internat unendlich viel zu verdanken haben. Auch in den Sitzungen des Vorstands der Fördergesellschaft, an denen er als Ehrenvorsitzender stets als gern gesehener und gehörter treuer Wegbegleiter teilnahm, wird er fehlen. Am 1. Oktober hätte Dr. Schneider seinen 99. Geburtstag feiern können – nicht nur an diesem Tag sind alle Windsbacher und Windsbacherinnen in Gedanken bei ihm und seinen Kindern.